Ein ganz besonderes Erlebnis: Fehmarn im Frühling. Wir waren
mit einer ganzen Clique aufgebrochen, ganz spontan, zu einer Geburtstagsfeier
in Hamburg. Eine große Kiste Bordeaux im Kofferraum, für jeden eine Reisetasche
mit Kleidung, das war’s.
Der Geburtstag war am Donnerstag, und trotzdem sprachen wir
dem Wein fleißig zu – er sollte fürs Wochenende reichen, war aber am ersten
Abend schon alle. Wir diskutierten, was wir mit dem Rest der Zeit anfangen
sollten, und irgendwer kam auf die Idee, eine Strandfete zu machen. An der
Nordsee war es noch zu kalt, an der Ostsee war angeblich Sonnenschein. Nach
wenigen Minuten stand fest:
Wir fahren nach Fehmarn!
Früh am Morgen brachen wir auf, noch nicht ganz nüchtern.
Wir hatten keine Unterkunft gebucht, also packten wir zur Sicherheit ein Zelt
ein – ein Viermannzelt, das notfalls für uns alle acht reichen sollte. Fehmarn
ist ja nicht weit von Hamburg, und so standen wir schon halb neun vor dem
Fremdenverkehrsbüro in Burg, das heißt, in Burgtiefe, gleich am Strand, und
hatten Hunger. Noch eine halbe Stunde zu warten! Wir widerstanden dem Angebot
eines Imbisswagens (Krabben, gebackene Schollen, gebratene Quallen usw. –
unsere Mägen hatten sich von der Bordeaux-Nacht noch nicht erholt). Wir
besorgten uns einfache, unbelegte Brötchen und betraten Punkt neun das
Verkehrsbüro, um nach einer Unterkunft zu fragen.
Die Leute sahen uns verblüfft an. Jetzt? Kurz nach Ostern?
Zur Rapsblüte? Acht Leute? Nichts zu machen! Nach einigem Hin und Her und
mehreren Telefonaten (für die uns nicht einmal Geld abgeknöpft wurde) bekamen
wir die Adresse eines Bauernhofes irgendwo in der Mitte der Insel. Ich glaube,
der Ort hieß Gammendorf. Wir fuhren gut gelaunt hin, in Hochstimmung durch das
ganze Gelb der blühenden Landschaft. Über allem lag ein feiner Blütenduft, der
sich in die Meeresbrise mischte. Was für eine Pracht!
Gastlichkeit
Wir fanden die Adresse leicht. Der Bauernhof, der etliche Ferienzimmer
zu vermieten hatte, war ein schönes Anwesen mit einem kleinen Teich und einer kreisrunden
Wiese vor dem Eingang. Wir hatten kaum angehalten, kam eine junge Frau an die
Tür. Das Verkehrsbüro hatte uns angekündigt, und so hielt sie einen Teller mit
belegten Broten bereit. Während wir im Stehen aßen, sagte sie, dass nur noch ein
Zimmer mit zwei breiten Betten frei sei – notfalls passten da vier Leute
hinein. Für die anderen würde sie gern herumtelefonieren. Wir entschieden, dass
die beiden Pärchen, die zur Gruppe gehörten, das Zimmer nahmen, und wir fragten
nach einem Platz, wo die anderen zelten konnten.
„Na hier“, sagte sie und deutete auf die Runde Wiese vor dem
Haus. „Zum Klo und zum Duschen müsst ihr halt hereinkommen.“
Wir bekamen das Zimmer, zwei Haustürschlüssel und eine Menge
Tipps – es gibt nicht viel Strand, aber hier und da eine windgeschützte Stelle,
Essen und Getränke sollte man mitnehmen, es sei denn, man fährt zurück zur
Inselhauptstadt Burg.
Wollten wir nicht. Wir fuhren über die Insel, herrlich gelb
von all den Rapsblüten, sahen uns den Hafen von Puttgarden an, von wo es nach
Dänemark hinüber ging, und buchten eine Schiffsrundfahrt für die Nacht – vier
Stunden zwischen Puttgarden, Rødby und zurück, dazwischen hin und her, mit Fete
auf dem Schiff. Es waren viele Dänen dabei, die deutschen Alk trinken wollten,
und viele Deutsche, die den bunt belegten Dänischen Schnittchen mit viel Fisch
und Salaten zusprachen. Wir waren so gut gelaunt, dass wir uns mit
Matjes-Streifen ohrfeigten, aber eine dänische Oma schritt zum Glück energisch
ein.
Erst gegen Morgen taumelten wir übermüdet zur Unterkunft.
Die Hausfrau hatte schon ein Frühstück für uns (auch für die Zelter, ohne
Aufpreis) – dicke Weißbrotschnitten mit fingerdick Butter („Die Urlauber sind
damit immer zu zaghaft“), und darüber eine Schicht von kristallisiertem Rapshonig
– eine wahre Köstlichkeit.
Wir schliefen bis in den Nachmittag hinein. Eine Stunde
wollten wir noch über die Insel fahren, stiegen dann aber irgendwo aus und
wanderten zwischen den duftenden Rapsfeldern, die ich in meiner Erinnerung auf
immer mit Fehmarn verbinde.
Empfehlung
Fehmarn lohnt sich, vor allem im Frühling. Die Rapsblüte ist
unvergesslich, und das Essen auch – selbst kleine Imbisse haben echte
Köstlichkeiten zu bieten. Es empfiehlt sich, trotz meines Berichts eine
Unterkunft zu buchen, denn für glückliche Zufälle gibt es keine Garantie.
Auskunft und mehr findet Ihr beim
FREMDENVERKEHRSBÜRO in Burg. Mein besonderer
Tipp ist aber eine Seite im Blog von „
MeerART“, auf der es um Ernst Ludwig
Kirchner uns seinen Bezug zu Fehmarn geht. Toller Bericht! Schaut mal rein, es
lohnt sich.
Nachtrag: Hier ein zweiter MeerART-Bericht über Fehmarn, das auch
bei schlechtem Wetter Einiges zu bieten hat.
Die Fotos in diesem Bericht stammen von pixabay. Danke!